Akzeptiere das Gegebene und beginne zu handeln! Ein Widerspruch?

Wie reagierst du, wenn eine Situation anders läuft, als du dir vorgestellt hast?
Wie denkst du über dich, wenn du an deine Grenzen kommst? Was passiert in dir, wenn du etwas nicht so gut kannst, wie du dir wünscht?

Gelassenheitsgebet_Niebuhr.png

Umwege, Enttäuschung, Unglück, Abzweigungen, etc. gehören zum Leben dazu. Es gibt Dinge in unserem Leben, die können wir einfach nicht ändern. Was tun wir dann? Hadern wir endlos damit und drehen wir uns gedanklich im Kreis, wie unfair das Leben doch ist und wie sehr wir uns dieses und jenes anders wünschen? Versinken wir in Selbstmitleid darüber, wie schlimm es uns trifft und wie toll das Leben anderer doch sei?

Akzeptanz ist das Zauberwort, aber auch der ultimative Endgegner wenn es darum geht solchen Situationen zu begegnen und ins Handeln zu kommen. Akzeptanz hilft uns, schwierige Situationen anzunehmen. Akzeptanz heißt keinesfalls Resignation. Gelebte Akzeptanz bedeutet, dass du dir darüber im Klaren bist, was du an deiner Situation ändern kannst und was nicht. Diese klare Abgrenzung hilft dir, dort anzusetzen, wo du etwas ändern und bewirken kannst. Dort wo dein Einflussbereich beginnt. Vor allem in ohnehin kräftezehrenden Situationen wäre es doch schade, wenn du unnötig Energie investierst in eine Tatsache, die ohnehin nicht zu ändern ist. Viel besser ist es doch, dir deines Handlungsspielraumes bewusst zu sein.

Doch wo beginnt dein Handlungsspielraum?
Ganz klare Kontrolle hast du - und nur du - über dein Denken, dein Handeln, dein Fühlen und dein Verhalten. Kein anderer Mensch kann dir vorschreiben wie du zu fühlen hast und wie du auf eine Situation reagierst.

Außerdem fällt es in deine Verantwortung, wie du mit anderen Menschen umgehst, wie du auf sie reagierst und wie viel Platz du ihnen in deinem Leben einräumst.
Doch vorsicht - hier beginnt die Grenze. Du kannst nämlich nicht beeinflussen wie andere auf dich reagieren und wie sie mit deinen Handlungen umgehen. Denn das ist ihr eigener Handlungsspielraum. Du hast auch keinen Einfluss darauf, wie andere denken, handeln und fühlen.

Was ist noch außerhalb deiner Kontrolle?
Wir können uns nicht aussuchen, was uns im Leben widerfährt, es gibt Rahmenbedingungen in unserem Leben, die momentan einfach so sind und wenn überhaupt, nur langfristig geändert werden können. Was wir ebenfalls nicht ändern können, ist unsere Vergangenheit.

Akzeptanz ist vor allem dort notwendig (achtung Wortspiel: “die Not wendend”), wo du die Dinge nicht in der Hand hast. Bewusstes Loslassen von allem was du nicht ändern kannst, wird es dir leichter machen, dich auf die Dinge zu konzentrieren die du ändern kannst.

Zitat_MonikaGruhl.png


Doch Akzeptanz hat nicht nur mit Situationen zu tun, die dir widerfahren. Akzeptanz beginnt bei dir selbst.
Wir alle haben Anteile in uns, mit denen wir nicht so große Freude haben. Jede:r von uns hat individuelle Grenzen, macht Fehler und hat Selbstzweifel. Wie gehen wir damit um?

Als resilienter Mensch lernst du versöhnlich mit diesen Anteilen umzugehen. Du bist dir bewusst, dass du nicht die Zustimmung anderer benötigst um dich wertvoll zu fühlen. Ein Indiz hinsichtlich Selbstakzeptanz ist, wie du mit eigenen Fehlern umgehst. Kannst du einen Fehler als Erfahrung werten, je nach Situation vielleicht sogar darüber lachen und weitermachen in dem Wissen, dass du für das nächste Mal gelernt hast? Oder stürzen dich eigene Fehler in eine Krise und siehst du sie als Beweis, ohnehin unzulänglich, wenn nicht sogar ein:e Versager:in zu sein?


Nun genug der Theorie. Wie können wir Akzeptanz im Alltag leben und lernen?

  • Wenn du das nächste Mal vor einer unabänderlichen, schwierigen Situation stehst, sag dir bewusst: “Es ist so.”
    Und im Anschluss stelle dir folgende Frage, “Was brauche ich, damit ich mit diesem ‘es ist so’ gut zurecht komme?”
    Am besten du schreibst dir auf, was dir im Anschluss in den Sinn kommt. So hast du eine wertvolle Sammlung an Möglichkeiten, worauf du dich konzentrieren kannst.


  • Eine weitere tolle Übung nennt sich “Den Lebensstrategien auf der Spur”. Der Dank geht hier an Mag. Renate Rechner, die uns im Rahmen meiner Ausbildung zur Resilienztrainiern diese Übung vorgestellt hat und gleich mit uns durchführte. Auch bzw. vor allem, wenn du gerade nicht vor einer belastenden Situation stehst, ist diese Übung wirklich empfehlenswert. Nimm dir die Zeit und mach diese Übung. Sie stärkt wirklich und gibt Kraft.

    Denke an eine schwierige Situation, persönliche Niederlage, kritisches Ereignis oder eine Krise aus der Vergangenheit. Diese Situation muss hinter dir liegen, du sollst nicht mehr unmittelbar darin sein. Und wie immer, empfehle ich dir, diese Antworten aufzuschreiben. So hast du auch in Zukunft etwas davon.

    Stelle dir nun folgende Fragen:
    Warum ging es dir nach einiger Zeit wieder besser?
    Wie hast du diese Situation/Niederlage/Krise gemeistert?
    Welche Fähigkeiten/Ressourcen haben dir geholfen?
    Was war dein eigener Beitrag zum Erfolg/zur Lösung/dazu, es zu überstehen?
    Was hast du daraus gelernt?
    Inwiefern kann dich diese Erfahrung bei der Bewältigung zukünftiger Krisen ermutigen bzw. unterstützen?
    Was ist dein Lebensrezept/deine Lebensstrategie?


  • Nimm deine Emotionen als Wegweiser.
    Wenn in dir bei gewissen Situationen Angst, Wut, Zorn, etc. aufkommt, dann ist das oft ein Indiz, dass es hier ein Thema gibt, dass noch genauer gesehen werden möchte. Sieh mal genauer hin. Woher kommen diese Emotionen? Vielleicht hilft es dir, bei dieser speziellen Situation abzugrenzen, was in deinem Einflussbereich steht und was nicht und im Anschluss dort anzusetzen, wo du etwas ändern kannst. Vielleicht ist es dir z.B. möglich, einen Weg zu finden, einmal anders auf eine Situation zu reagieren. Du wirst stauenen wie sich eine kleine Veränderung auswirken kann.
    WICHTIG: Wenn die Situation und deine Gefühle dazu so heftig sind, dass sie dich überwältigen, dann mache diese Übung bitte keinesfalls alleine und nur in Beisein von geschulten und professionellen Therapeuten/Psychologen/Ärzten.


*Quelle: Monika Gruhl, Resilienz - Die Strategie der Stehaufmenschen, Verlag Herder, 1. Auflage 2018, 288 Seiten, ISBN: 978-3-451-03120-5

Bitte beachte auch diesen wichtigen Hinweis.

Zurück
Zurück

Warum Loslassen Freiheit bedeutet und was uns die Natur dazu lehrt

Weiter
Weiter

Buchtipp: “Komm, ich erzähl dir eine Geschichte” von Jorge Bucay